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500 Container statt 32 Ponys

500 Container statt 32 Ponys – der Weg von B. und J. Hesse zum modernen Entsorger

Das Oberhausener Unternehmen Bernhard &. J. Hesse GmbH & Co. KG hat eine bewegte Zeit hinter sich. Einst im Jahr 1899 auf der Mülheimer Straße gegründet, ist das Unternehmen auch heute noch fest im Familienbesitz. Silke Ellerbrok (geborene Hesse) und ihr Cousin Georg führen die Geschäfte des heute auf einen Containerdienst und Schrotthandel spezialisierten Unternehmens nunmehr in vierter Generation. „Einst hat alles in der Tat mit einem Pferdestall angefangen“, blickt Georg Hesse zurück. Wurden Ende des 19. Jahrhunderts in Betrieben, aber auch auf offener Straße Lumpen, Knochen, Altpapier und Schrott eingesammelt, hat sich das Traditionsunternehmen heute auf die Bereiche Recycling, Schrott und Metallverwertung spezialisiert.

Wer das Unternehmen Bernhard &. J. Hesse GmbH & Co. KG aufsuchen möchte, muss heute den Weg nach Oberhausen-Buschhausen antreten. Der auch unter dem Namen Containerdienst Hesse bekannte Betrieb zog in seiner 125-jährigen Geschichte mehrmals um: von der Mülheimer Straße (Gründung) zur Klörenstraße (Betriebsgrundstück, ab 1912) sowie über die Tannenbergstraße (Erweiterung im Jahr 1972) letztlich zum heutigen Standort an der Brinkstraße (1994). Auf über 4.000 Quadratmetern findet sich im dortigen Bereich des Wendekreises ein modernes, mittelständisches Unternehmen, das sich auf die Segmente Containerdienst, Recycling, Schrott- und Metallverarbeitung spezialisiert hat. Dabei war der Wechsel zur Brinkstraße Mitte der 90er-Jahre nicht ganz freiwillig, wie Georg Hesse betont. „Das Gelände an der Tannenbergstraße ist damals der neuen Verkehrsführung zur Neuen Mitte, dem heutigen Centro Oberhausen, zum Opfer gefallen. Für uns als Unternehmen war das ein sehr bedeutsamer Einschnitt.“

“Die Familie wollte dem beginnenden Strukturwandel in Oberhausen nicht im Wege stehen und suchte daraufhin ein neues und zeitgemäßes Gelände. „Aus der KG wurde eine GmbH & Co. KG und an der Brinkstraße fanden unsere Väter ein adäquates neues Betriebsgelände für unseren Fachbetrieb.“ Mit Hilfe der Entwicklungsgesellschaft und der zuständigen Ämter der Stadt Oberhausen konnte innerhalb von nur sechs Monaten der Betrieb von den alten Standorten hin zum neuen verlegt werden.

Was die damalige und heutige Zeit eint, ist die Tatsache, dass die abzuholenden Materialien zum Sitz des Traditionsunternehmens transportiert wurden, um sie dort von den Spezialisten sortieren, lagern und auch weiterverarbeiten zu lassen. Waren es einst fahrende Händler auf Pferdefuhrwerken, die auf den Straßen Lumpen, Knochen, Felle, Altpapier, Schrott und Metalle transportierten und diese Materialien dann zum Betriebshof brachten, sind es heute Container unterschiedlicher Größe und Ausführung. Knapp 500 Stück sind in einer Behältnisgröße von 3 bis 34 Kubikmetern tagtäglich von Oberhausen aus im Einsatz.

Bereits in den 1920er-Jahren erkannte Gründer Bernhard Hesse sen., dass nicht nur der bisherige Verleih von Pferdefuhrwerken wirtschaftlich sei. So beschloss er ebenfalls eigenständig durch die Stadt zu fahren, um Rohprodukte einzusammeln. Dies war auch der Start für die Bernhard &. J. Hesse KG als Familienunternehmen. Denn nach dem Tod von Sohn Friedrich Hesse (1953) wurde dessen Frau Josefine Kommanditgesellschafterin und führte die Geschäfte zusammen mit ihrem Schwager Bernhard Hesse weiter. Alles blieb auch weiter in der Hand der Familie: Alle fünf Söhne halfen neben ihrer Schul- und Ausbildungszeit beim Sortieren und Verarbeiten des aufgelesenen Altmaterials. „Es schien damals ein sehr lohnenswertes Geschäft zu sein“, blickt Silke Ellerbrok zurück. „Erst gegen Ende der 1950er-Jahre schaffte man im Betrieb den ersten Lkw an und Mitte der 1960er Jahre die Pferde ab. Vergleichsweise kurze Zeit später kamen dann schon die ersten Container für Schrott hinzu.“

„Es macht uns stolz, das Familienunternehmen mit einer so großartigen Geschichte führen zu können“, erklären Silke Ellerbrok und Georg Hesse unisono. Beide sind bereits seit 1993 im Betrieb tätig. „Wir haben ja das Gewerk, die Arbeit und auch die Mitarbeiter fast schon mit der Muttermilch aufgesogen“, ergänzt Silke Ellerbrok. „Wir hatten zum Beispiel unsere Wohnung im Betrieb. Viele Mitarbeiter kennen mich von Geburt an“, lacht sie. Der Älteste von ihnen ist heute bereits 91 Jahre alt, war einst als Schrottbrenner tätig, kommt aber immer noch gerne wöchentlich im Betrieb vorbei, um den Sparklub zu leeren. Insgesamt umfasst das Team des Containerdienstes aktuell 17 Mitarbeiter. Dabei habe man vieles aus der „guten, alten Zeit“, aber auch der Erinnerung wegen beibehalten. „Wir frühstücken als Team täglich gemeinsam zusammen“, erklärt Silke Ellerbrok. „Dieses Ritual gab es schon zu Zeiten unserer Väter. Wir möchten diese Tradition unbedingt beibehalten.“ Natürlich können durch die tägliche Disposition der Touren nicht immer alle dabei sein, dennoch füllt sich ab 9 Uhr der helle Büroraum. „Das ist wirklich klasse.

Es ist unser tägliches Team-Meeting, hier findet ein wichtiger Austausch statt.“ Nicht nur, dass es untereinander entsprechend familiär zugeht, bei Kaffee und Brötchen werden aktuelle Straßensperrungen, Umwege, aber auch Kundenwünsche wohlwollend diskutiert. Besonders letztere werden im Containerdienst Hesse gerne – und oftmals auch persönlich – erfüllt. Spezialisiert ist das Unternehmen auf das Auflesen von Eisen- und Stahl- sowie NE-Metallschrott. Dieser wird nach der Aufbereitung an Metallgroßhändler geliefert. „Wir nehmen alle Arten von Schrott und Metall an – abgesehen von hochlegierten Metallen wie Gold und Silber“, erklärt Ellerbrok. Darüber hinaus verfügt Hesse an der Brinkstraße über eine große und moderne Sortieranlage. Hier wird mit dem Bagger oder per Hand gearbeitet. „Wir kümmern uns nämlich ebenfalls um die Entsorgung von gemischten Abfällen, Sperrmüll, Bauschutt, Boden, Dämmmaterialien, Holz, Bahnschwellen, Papier, Kunststoffen, Asbest- und Grünabfällen.

Das Gleiche gilt im Übrigen auch für die B. und J. Hesse GmbH & Co. KG. Hier steht die fünfte Generation ebenfalls bereits in den Startlöchern. Während Jan, der Sohn von Silke Ellerbrok, bereits eine kaufmännische sowie die Ausbildung als Fachkraft für die Kreislauf- und Abfallwirtschaft erfolgreich abgeschlossen hat, steht auch Moritz Hesse (Sohn von Georg Hesse) als angehender Mechatroniker für Nutzfahrzeuge schon bald bereit. Es ist geplant, dass beide zu einem späteren Zeitpunkt die Geschicke des Unternehmens (mit)leiten werden. Darüber hinaus werden auch die den jetzigen Geschäftsführern wichtigen und sozialen Projekte, wie u. a. die Tschernobyl-Hilfe oder die Unterstützung lokaler Vereine und Verbände, fortgeführt. Um die Zukunft des Oberhausener Traditionsunternehmens Bernhard &. J. Hesse GmbH & Co. KG muss sich also niemand sorgen…

Weitere Informationen

Weitere Informationen finden Sie unter: http://www.bj-hesse.de

Jens Knetsch

Verfasst von:
Jens Knetsch

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