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Das Erzgebirge in Kupferdreh

Brigitte Schmidt verliebte sich vor 60 Jahren in die Handwerkskunst von Räuchermännern, Engeln und Nussknackern. Seitdem ist ihre Liebe ungebrochen.

Begonnen hat alles mit einem Nussknacker. Für die von Brigitte Schmidt geschickten Westpakete nach Ostdeutschland kamen Räuchermänner, Engel oder eben ein Nussknacker als Dank zurück und in die mit viel Aufwand und Liebe gefertigte Handwerkskunst hat sie sich verliebt. Und das ist nun schon über 60 Jahre her und die Liebe ist noch ungebrochen.

Der Nußknacker, mit dem alles begann

Dabei war ein Verkauf der Kunststücke am Anfang gar nicht der Plan. Gemeinsam mit ihrem Mann betrieb Brigitte Schmidt eine chemische Reinigung in Hattingen und dekorierte zur Weihnachtszeit das Schaufenster mit ihrem eigenen Nussknacker, Räuchermännchen und Engeln aus dem Erzgebirge. Das zog die Kundschaft an und immer mehr Menschen betraten den Laden, weil sie die Figuren kaufen wollten und nicht, weil sie etwas zu reinigen hatten. Aber zum Verkauf waren die nicht – übrigens bis heute nicht. Der Nussknacker von damals steht noch immer im Laden in Kupferdreh und ist bis heute unverkäuflich.

„Den gebe ich nicht her. Ebenso wenig wie die extra für uns gefertigte Weihnachtspyramide“, so die Inhaberin. Weil die Anfragen überhandnahmen, entfernte Brigitte Schmidt sie aus der Auslage. Ergebnis: Die Kunden waren traurig und enttäuscht, weil sie glaubten, Frau Schmidt hätte die Sachen verkauft, aber eben nicht an sie.

Gemeinsam mit ihrem Mann überlegte sie, wie sie an die Ware aus dem Erzgebirge kommen könnten – das war zur Zeit des Kalten Krieges ja eine ganz andere Zeit.

Sie machten sich also auf die Suche nach Herstellern, um diese Produkte einzukaufen. Das war nicht leicht, immerhin verhinderte die Grenze den direkten Kontakt zu den Produzenten. Schließlich half ein alter Freund weiter und sie bekamen den Zugang zu einem Großhändler in Nettetal, bei dem sie einkaufen konnten. Und schon bald war in der Reinigung nicht mehr genügend Platz für die ganzen handwerklichen Schätze.

2016 zogen sie in das Ladenlokal in Kupferdreh. Hier spürt man die Verbundenheit zu den handgefertigten Kunstwerken schon nach dem Öffnen der Tür: Das Auge weiß gar nicht, wo es zuerst hinschauen soll, so viel Auswahl, so viel Hingabe und Mühe, denn jedes Stück ist ein Unikat. Kein Engelchen gleicht dem anderen, denn handbemalt kann nie gleich sein. Mit viel Herzblut stehen Brigitte Schmidt und ihre Tochter Heike Postle jeden Tag hinter der Ladentheke und beraten jede Kundin und jeden Kunden ganz individuell. Ihr Wissen zu den Besonderheiten jeder einzelnen Manufaktur, die unterschiedlichen Arbeitsweisen, die sich dann in den Endprodukten widerspiegeln, welche man auf den ersten Blick gar nicht beachtet und dann, nach Erläuterung, erkennt und sofort Vorlieben entwickelt, das ist schon unglaublich beeindruckend.

»„Diese antiken Stücke finden sich heute neben aktuellen Neuheiten im Sortiment wieder. Wer genau schaut, stellt fest, dass das Alte ebenso seinen besonderen Reiz wie das Neue hat.«

Die Kundschaft kommt von überall her, das ganze Jahr. Aus dem Sauerland, aus dem Rheinland und natürlich aus dem ganzen Ruhrgebiet. Kein Wunder: Das Erzgebirge ist weit, Brigitte Schmidt und ihre Tochter leben für ihre Produkte und wissen zu jeder Figur eine Geschichte. Die Begeisterung der beiden Frauen kennt keine Grenzen, daher gibt es in Kupferdreh auch ganz exklusive Kunststücke, die nur für die Geschenk-Truhe produziert und auch nur dort verkauft werden. Aber die Exklusivität geht noch weiter: Beim Umzug nach Kupferdreh fand die Familie noch original verpackte alte Schätze im Lager, die heute teilweise gar nicht mehr hergestellt werden, weil die Manufakturen längst geschlossen sind. So entdeckte die Ehefrau eines Sammlers im Ladenlokal der Geschenk-Truhe die letzte fehlende Figur für seine 25köpfige Räuchermännchensammlung, nach der er seit 25 Jahren gesucht hat. Seine Frau hatte – ohne sein Wissen – das fehlende Räuchermännchen gekauft, um ihm die größte Freude zum Geburtstag zu machen. Und so freut sich dieser Tage jemand über die ungeahnte Vervollständigung seiner Sammlung.

Und das sind neben der Liebe zum Detail und den Produkten eben auch die ganz besonderen Momente für Brigitte Schmidt und Heike Postle.

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Yvonne Rosenberger

Verfasst von:
Yvonne Rosenberger

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