Unternehmen

Die eigenen Ideen selbst verlegen

Als „Alltags-Kulturschaffende“ denken Dustin Jessen und Maximilian Clauß Design-Dinge anders.

Ganz schön praktisch: Der Verlag der Dinge

Seit 2021 entwickeln und fertigen Dustin Jessen und Maximilian Clauß Alltagsgegenstände. Dabei schlagen sie Brücken zwischen Ästhetik, Nutzen und Nachhaltigkeit. Ihre Produkte vertreiben die (Noch-) Teilzeit-Unternehmer unter dem Namen „Verlag der Dinge.“ Im Ansatz ließ sich Dustin Jessen von der Möbelbranche inspirieren: „Viele Möbelfirmen haben nicht unbedingt eine hohe Fertigungstiefe. Vielmehr arbeiten sie mit Designern zusammen, um deren Entwürfe zu realisieren. Im Grunde genommen verlegen diese Firmen Ideen.“ Für die Überlassung dieser Ideen erhalten die Designer eine Lizenzgebühr. Diese kann, je nach Auftrag und Renommee aller Beteiligten, mal lukrativer, mal schmaler ausfallen, wie Jessen aus eigener Erfahrung weiß. Der 37-Jährige ist studierter Produktdesigner.

Ein Taschenspiegel als „Testballon“

Als solcher stellte er sich die Frage: Warum nicht die Rolle des „Verlegers“ selbst übernehmen – und damit sämtliche Prozesse der Produktentwicklung? In Maximilian Clauß fand Dustin Jessen die perfekte Ergänzung für sein Business. Der hat, eigener Aussage nach, „mit Design wenig am Hut“, dafür Wirtschafts- und Konsumentenpsychologie studiert. Den Anfang machte „Laura’s Mirror“, ein raffinierter wie scharnierfreier Taschenspiegel. Den Prototypen hatte Jessen als Geschenk für seine Frau entwickelt. Über diesen handlichen Spiegel machten sich die beiden mit den „verlegerischen“ Abläufen vertraut, suchten sich einen Holzlieferanten im Sauerland und meldeten sogar ein Patent für den magnetischen Schiebeverschluss an. „Von manchen Themen hatten wir anfangs sehr wenig Ahnung“, verrät Maximilian Clauß mit einem Augenzwinkern. „Aber gerade deshalb war es uns wichtig, klein anzufangen.“

Design-Unikate aus recyceltem Plastik

Dazu gehört, dass sowohl Jessen (u. a. als Dozent an der Folkwang-Universität) und Clauß (als Projektmanager) noch andere Berufe ausüben. „Aber das zarte Pflänzchen wächst“, betont Jessen. „Inzwischen hat der Verlag der Dinge weitere … nun ja … Dinge im Programm.“ Darunter einen Wandhaken, der – wie auch die zweite Iteration von „Laura’s Mirror“ – aus recyceltem Plastik hergestellt wird. Und zwar von den Gründern persönlich, aus alten Gartenstühlen und Blumentöpfen, in einem Atelier im Eltingviertel am Nordrand der Essener Innenstadt. Dadurch wird jedes einzelne Ding zu einem echten Unikat. Der Verlag der Dinge arbeitet an einer Kollektion, die sich, thematisch und räumlich gesehen, im Eingangsbereich einer Wohnung verorten lässt. Weitere Objekte befinden sich in der Pipeline. Praktisch, nachhaltig und natürlich ästhetisch sollen sie sein. Kurz: Anders als handelsübliche Massenprodukte. „Wir verstehen uns als Alltags-Kulturschaffende“, sagt Jessen deshalb.

»Wir verstehen uns als Alltags-Kulturschaffende.«

Dustin Jessen, Geschäftsführer der Verlag der Dinge GmbH

Die erste Kollektion ist in Vorbereitung

Inzwischen haben einige Händler „Laura’s Mirror“ bereits in ihr Sortiment aufgenommen. Umgekehrt wird der Verlag der Dinge künftig auch Entwürfe anderer Designer „verlegen“. „Zu fairen Konditionen“, wie Maximilian Clauß betont. Gerade jüngeren und/oder unbekannteren Gestaltern könne der Verlag der Dinge eine erste Design-Bühne bieten. Präsentieren wird der Verlag der Dinge seine erste Kollektion erstmals Anfang 2025 auf einer Begleitschau der Kölner Möbelmesse. Möbelmesse? Da war doch was. Tatsächlich soll das gegenständliche Verlagsportfolio nicht nur sukzessive erweitert werden, auch die Objekte selbst sollen „wachsen“. „Wenn wir irgendwann unseren ersten eigenen Stuhl produzieren könnten, wäre das was“, freuen sich Dustin Jessen und Maximilian Clauß auf die Dinge, die noch kommen.

Weitere Informationen

Weitere Informationen finden Sie unter: www.vededi.de

Patrick Torma

Verfasst von:
Patrick Torma

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