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Energie-Scouts: Energiefressern auf der Spur

Jährlich 832 Kilogramm Holz und 756.000 Liter Wasser, knapp 96.400 kWh pro Jahr, fast 120 kg CO2 pro Monat oder eine Amortisationszeit von nur 127 Tagen – so lautet die bemerkenswerte Einsparungsbilanz der Energieeffizienzprojekte, die die Teams beim zweiten Durchgang des IHK-Wettbewerbs „Energie-Scouts“ in der MEO-Region präsentierten. Jetzt stehen die regionalen Sieger fest.

Entscheidung war knapp

Die Gewinnerteams kommen in diesem Jahr von der MEDION AG in Essen und von der RWW Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft mbH aus Mülheim an der Ruhr. Den zweiten Platz teilen sich die Teams von E.ON aus Essen, und der HOCHTIEF Aktiengesellschaft, Essen. „Die Ideen, Planungen und zum Teil auch die bereits erfolgte Umsetzung in den Unternehmen sowie die Präsentationen bei der digitalen Abschlussveranstaltung waren von allen Teams sehr gut. Die Entscheidung und das Ergebnis sind in diesem Jahr daher sehr knapp ausgefallen“, so Heinz-Jürgen Hacks, IHK-Geschäftsführer im Bereich Industrie, Raumordnung und Verkehr zur Doppelbelegung der Plätze.

Selbst lernende Heizungsthermostate

Das Team der MEDION AG fokussierte sich auf die angestrebte Verbesserung der Energieeffizienz durch selbst lernende Heizungsthermostate. „In unserem Unternehmen sowie bei unserer Muttergesellschaft Lenovo liegt der Schwerpunkt auf der Bekämpfung des Klimawandels und der Reduzierung unseres CO2-Fußabdrucks“, sagt Marc Daniel Holtmann, Auszubildender zum Groß- und Außenhandelskaufmann. Da kam das Projekt Energie-Scouts gerade passend. „Wir haben verschiedene Projektideen diskutiert und haben uns für die Optimierung der Heizung entschieden“, ergänzt seine Teamkollegin Alicia Christina Gedler, gelernte Groß- und Außenhandelskauffrau. Durch

den geplanten Einbau von selbst lernenden, digitalen Thermostaten, die z. B. eine Temperatur, Feuchtigkeit oder auch Bewegungsaktivität messen und speichern können, soll das Raumklima in Bürogebäuden optimal gesteuert werden können – insbesondere, wenn abends oder an den Wochenenden kein Betrieb ist und das Heizen nicht notwendig ist. Erste Gespräche mit einem Anbieter dieser Heizsysteme haben bereits stattgefunden. „Nach unseren Berechnungen könnte auf dem Unternehmens-Campus jährlich bis zu 96.400 kWh Energie eingespart werden oder 19,47 Tonnen CO2 pro Jahr“, so die beiden zur Zielsetzung des Projekts.

Marc Daniel Holtmann und Alicia Christina Gedler, Energie-Scouts der MEDION AG
Abou Sangaré und Suad Tokbay, Energie-Scouts der RWW Rheinisch-Westfälische Wassergesellschaft mbH

RWW legt Projektschwerpunkt auf Optimierung der Heizanlage

Suad Tokbay und Abou Sangaré, Elektroniker für Betriebstechnik bei der RWW Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft mbH in Mülheim an der Ruhr, legten ihren Projektschwerpunkt auf die Optimierung der Heizanlage in Natronlauge-Lagerräumen. „Um für unser Energieeffizienzprojekt mögliche Einsparungspotenziale zu lokalisieren, haben wir uns die elektrischen Anlagen der verschiedenen Standorte gründlich angesehen“, so Suad Tokbay. Dabei fiel die Wahl auf die Elektroheizungen in den Natronlauge-Anlagen. „Natronlauge darf nicht unter 12 Grad Celsius gelagert werden, weil sie sonst kristallisiert. Dazu wurden bislang die Elektroheizungen dauerhaft unter Volllast betrieben, um den kritischen Wert nicht zu unterschreiten“, sagt Abou Sangaré. „Das wollten wir mit unserem Projekt ändern“. Dazu verlegten sie neue Leitungen und brachten Temperatursensoren außerhalb der Heizung an optimierter Stelle an. Durch eine verbesserte Temperatureinstellung regelt die Heizung nun anders ab und hat damit einen deutlich geringeren Stromverbrauch. „Die Differenz des Stromverbrauchs vor und nach dem Umbau ist erheblich und sehr zufriedenstellend“, so die Energie-Scouts. Die kurze Amortisationszeit der notwendigen Investitionen von 127 Tagen und die Übertragbarkeit dieser Effizienzmaßnahme auf andere Standorte freut die beiden sehr.

Sharing-Regal für Büromaterialien

Bei der E.ON Hub Germany GmbH aus Essen haben sich die angehenden Kauffrauen für Büromanagement Jana Kleipsties, Sanna Reinartz und Valeria Ruf als Energie-Scouts auf ein Sharing-Regal für Büromaterialien konzentriert. „In unserem Unternehmen ist es derzeit so, dass jede Abteilung – einzeln und nach individuellem Bedarf – seinen Vorrat an Büromaterial bestellt“, sagt Sanna Reinartz. „Da kommt es auch schon mal vor, dass einzelne Artikel erstmal nicht genutzt werden“, erklärt Valeria Ruf. „Dann sind einige Sachen, z. B. ein ausgetrockneter Stift, nach längerer Liegezeit nicht mehr zu gebrauchen“. Um diese Entsorgung zu reduzieren und den logistischen Aufwand möglichst gering zu halten, wurde ein Sharing-Regal an einem zentralen Ort aufgestellt. Dort können die einzelnen Abteilungen nicht benötigte Materialien ablegen und so allen Mitarbeitern zugänglich machen. „Wir sehen den Vorteil darin, dass Mitarbeiter spontan benötigtes Material mitnehmen können und durch die wegfallende Neubestellung die Umwelt geschont werden kann“, sagt Jana Kleipsties. Das zeigt sich auch bei den Berechnungen, die das Team für das Sharing-Regal erstellt hat: Rund 120 kg CO2 können so im Monat eingespart werden.

Valeria Ruf, Jana Kleipsties und Sanna Reinartz, Energie-Scouts der E.ON Country Hub Germany GmbH

Gehaltsabrechnungen von nun an online

Das Team der Essener HOCHTIEF Aktiengesellschaft plant bei seinem Energieeffizienzprojekt die Initiierung einer digitalen Gehaltsabrechnung für die Angestellten. „Bislang wurden die Gehaltsabrechnungen postalisch über einen Druckdienstleister verschickt, der nach Übermittlung der Daten die Abrechnungen ausdruckt, frankiert und in einem Umschlag versendet hat“, erklärt Jenny Ridger, angehende Bauzeichnerin. „Um die Kosten für den Druck, Versand und Servicepauschale einzusparen, haben wir uns überlegt, die Gehaltsabrechnungen auf ein Online-System umzustellen“, ergänzen ihre Teamkollegen Luis Hoffmann und Lucas Martins, die eine Ausbildung zum Industriekaufmann in Kombination mit einem Dualen Studium Bachelor of Arts absolvieren. Über das unternehmenseigene Netzwerk sollen Mitarbeiter die Möglichkeit haben, über eine sichere, verschlüsselte Verbindung auf ihre Abrechnungen zuzugreifen. Ein Vorteil: Es steht bereits eine interne Mitarbeiterplattform zur Verfügung, so dass keine zusätzlichen Investitionskosten anfallen. Der umgestellte Prozess würde nicht nur monetäre, sondern auch ökologische Vorteile mit sich bringen: „Durch den Online-Zugriff und Wegfall der gedruckten Abrechnungen können wir 378 Kilogramm Papier einsparen, was wiederum 832 Kilogramm Holz und 756.000 Liter Wasser entspricht“, freut sich das Team über die positive Bilanz

Siegerinnen und Sieger fahren nach Berlin

Vier Teams mit insgesamt 10 Auszubildenden aus unterschiedlichen Ausbildungsberufen starteten im Herbst 2020 als Energie-Scouts. Ihr Ziel: Energiefresser und Ressourcenverschwender in ihren Betrieben aufspüren und Verbesserungsmaßnahmen planen und anstoßen. Gut gerüstet gingen die Teams an den Start: In drei ganztägigen – aufgrund der Corona-Pandemie digital durchgeführten – Workshops wurden die jungen Leute von Oktober bis Dezember 2020 durch die Projektpartner EnergieAgentur.NRW und Effizienz-Agentur NRW auf die Umsetzung im Unternehmen vorbereitet. Sie lernten dabei u. a. Grundlagen der Energie- und Ressourceneffizienz, Wirtschaftlichkeitsberechnungen und das Wesentliche im Projektmanagement kennen. In den letzten Monaten haben die Auszubildenden in ihrem Betrieb ein eigenes Effizienzprojekt entwickelt und die Umsetzung initiiert. Bei der digitalen Abschlussveranstaltung stellten die Teams ihre Ergebnisse der Fachjury – Vertreter der EnergieAgentur.NRW, der Effizienz-Agentur NRW und der IHK zu Essen – vor. Beurteilt wurden Kriterien, wie z. B. Kreativität der Idee, Herangehensweise, Umsetzbarkeit und Effizienzeinsparungen. Die beiden Siegerteams waren ebenfalls bei der digitalen Bundesbestenehrung in Berlin dabei und haben im Wettbewerb mit anderen Energie-Scouts aus ganz Deutschland ihr Projekt eingebracht.

Was sind die Energie-Scouts?

Die Energie-Scouts sind ein Projekt der Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz, in der Bundesministerien, der Zentralverband des Deutschen Handwerks und der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) zusammenarbeiten. Die Industrie- und Handelskammern sind dabei Projektpartner.

Heike Doll

Verfasst von:
Heike Doll

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