»Bei uns kann man auch einfach mal fragen, worüber sich ein Kind freut und bekommt einen Tipp«
Sandra Baeck
Inhaberin von
Frechdachs by Roskothen
Frechdachs by Roskothen
„Eigentlich wollte ich im Vertrieb bei einer Essener Zeitung anfangen und hatte auch schon ein tolles Jobangebot“, erzählt Sandra Baeck, Inhaberin von Frechdachs. Nach einem Gaststudienjahr in New York und der Mitarbeit im ehemaligen Essener Traditions- und Familienunternehmen Roskothen, entschied die gelernte technische Zeichnerin sich aber für einen Neuanfang in Kettwig, gemeinsam mit ihrem Mann Andreas. „Durch den Familienbetrieb meines Mannes kannten wir uns in der Spielwarenbranche gut aus und so sind wir auf die Suche nach einem passenden Standort in Essen für ein eigenes Geschäft gegangen“, berichtet die Unternehmerin. Durch Zufall sind die beiden durch Kettwig spaziert und haben gesehen, dass in der malerischen Altstadt ein ehemaliges Antiquitätengeschäft einen Nachmieter sucht. „Wir haben uns dann die Bevölkerungsentwicklung angesehen und festgestellt, dass in Kettwig mehrere Neubaugebiete für junge Familien geplant waren – perfekt für ein Spielwarengeschäft!“ Auch haben die Beiden sich spontan in die Räumlichkeiten verliebt: ein Ladenlokal in einem anonymen Neubau wäre für Sandra Baeck nicht in Frage gekommen.
Einen besonderen Schwerpunkt legt das Ehepaar auf die Beratung und individuelle Ansprache der Kunden. „Bei uns kann man auch einfach mal fragen, worüber sich ein Vierjähriger freuen würde und bekommt dann einen Tipp, der zum Budget passt“, erklärt Baeck. Ein Alleinstellungsmerkmal von Frechdachs ist der Verkauf und die Beratung beim Schulranzenkauf. Es können Einzeltermine, auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten, vereinbart werden und das fast das ganze Jahr über. „Wir haben auch schon eine Woche vor Schulbeginn noch einen Schulranzen verkauft“, lacht die Inhaberin. „Überhaupt sollte man nicht zu früh auf die Suche nach dem richtigen Tornister gehen. Zum einen wachsen Kinder in dem Alter noch sehr schnell und zum anderen kann sich der Geschmack bis zum ersten Schultag auch noch ändern.“ Es gibt aber auch „Schulranzen-Beratungstage“, wo dann alle Mitarbeiter vor Ort sind und sich Zeit für die zukünftigen iDötzchen nehmen können. Kommuniziert werden diese Aktionen über den Facebook- und Instagram-Kanal von Frechdachs.
Ehrenamtliches Engagement wird großgeschrieben
Das ganze Jahr über fährt Baeck auf Messen und Ausstellungen und stellt das Sortiment von Frechdachs individuell zusammen. „Wir machen nicht alles mit, was in der Werbung läuft oder Disney gerade herausbringt. Das hängt davon ab, ob es uns gefällt, ob es in unser Portfolio passt und ob auch das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt“, erklärt die Unternehmerin. Besonderen Wert legt sie auch auf die Gestaltung des Ladens. In einem klassischen Spielwarenladen muss nicht immer alles perfekt sein, „aber ein frisches Licht, saubere Eingangsbereiche und ein einheitliches Regalsystem sollte es schon geben.“
Wichtig ist es dem Unternehmerehepaar auch, sich ehrenamtlich zu engagieren. Baeck hat zum Beispiel den Verein „Kettwig für Kinder“ mitgegründet und sammelt Spenden für Kinder, die in Not sind. Auch das bekannte Zirkusprojekt „Kettino“ an der Meisenburgstraße läuft über den Verein. „Zusätzlich spenden wir bei jedem Sommerfest von Schulen und Kindergärten und unterstützen andere Vereine. Wir sind immer großzügig und das weiß ich von anderen Kollegen auch.“ Für die Unternehmerin ist es ein großes Plus des Fachhandels vor Ort, soziale Projekte zu unterstützen. „Fragen Sie doch mal bei einem der Online-Riesen, ob die den Preis für den Malwettbewerb an Ihrer Schule sponsern…“
„Fragen Sie doch mal bei einem der Online-Riesen, ob die den Preis für den Malwettbewerb an Ihrer Schule sponsern…“
Ein tolles Team bei Frechdachs
Unterstützung bekommen die Beiden von einer festen Mitarbeiterin, die sie schon seit Jahren begleitet. „Ich nenne sie immer unsere ‚Brick‘ – weil sie genau das ist: unser Fels in der Brandung“, sagt Sandra Baeck. „Sie war von Anfang an dabei und hat auch ihre immerhin drei Kinder in der Zeit bei uns bekommen. Es ist nicht immer einfach im Einzelhandel Mitarbeiter zu finden, aber wir haben da großes Glück gehabt.“ Baeck weiß was sie will und spricht aus, was sie denkt. „Wenn ich eine Aushilfe für freitags nachmittags und samstags vormittags brauche, dann sage ich das. Wenn es auf der anderen Seite nicht passt, klappt es eben leider nicht.“ Arbeitszeittechnisch hat sich in den letzten Jahren einiges verändert und auch die Stoßzeiten haben sich stärker in den späten Nachmittag verlagert. „Viele Mütter kehren schnell wieder in den Beruf zurück, was richtig und gut ist. Das war vor 15, 20 Jahren noch ein bisschen anders.“ Das ganze Thema Kinderbetreuung hat sich stark gewandelt. „Meinen Sohn – und der ist mittlerweile 25 – musste ich damals um 14:00 Uhr aus dem Kindergarten abholen“, erinnert sich die Inhaberin. „Für den Einzelhandel eine undenkbare Zeit.“ Heute verlagert sich das „Familieneinkaufen“ mit den Kindern in den späten Nachmittag oder frühen Abend.
Durch Corona und den erneuten Lockdown zum Jahresende fallen diese Shopping-Erlebnisse jetzt leider aus. „Besonders im Weihnachtsgeschäft hat mir der Trubel mit den Kindern unheimlich gefehlt“, sagt Baeck und fügt lachend dazu: „Auch mit den heulenden Kindern.“ Sie fand es schrecklich, vor Weihnachten in ihrem leeren Laden zu stehen. „Ohne Kunden, ohne Action. Furchtbar.“
Click & Collect
Schon vor der Corona-Pandemie hat das Ehepaar ein Warenwirtschaftssystem „Click & Collect“ geplant, an den ein individualisierter Shop angehängt werden soll. Ein klassischer Online-Shop kam für sie nicht infrage. „Der Online-Handel ist ein riesiges Haifischbecken. Da geht es nicht um Beratung, eine ansprechende Deko oder die freundliche Verkäuferin – nur der Preis entscheidet. Das entspricht nicht meiner Mentalität und würde mir keinen Spaß machen.“ Bei Click & Collect wird ein ausgewählter Teil des Sortiments online präsentiert, dann aber vom Kunden vor Ort abgeholt. „Natürlich gibt es da Ausnahmen. Wenn die Kinder krank sind, können die Kunden uns anrufen und fragen, ob wir z. B. diese drei ausgewählten Produkte vorbeibringen können. Ich kann zwar nicht anbieten für jeden Tonie quer durch die Stadt zu fahren, mit ein paar Bedingungen sollte es die Möglichkeit aber auf jeden Fall geben.“ Darüber hinaus gibt es bei Frechdachs auch im Lockdown die Möglichkeit, seine Ware an der Unternehmens-Haustür abzuholen. Diese Lösung hat im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 auch noch gut funktioniert, weil das Wetter schön war und das Ostergeschäft dazu kam. Im zweiten Lockdown wird das Angebot nicht so gut angenommen: „Das liegt zum einen daran, dass nach Weihnachten und dem Black Friday die Luft raus ist. Zum anderen hat sich aber auch die Stimmung verändert, die Leute sind genervter und das spiegelt sich auch in der Besucherfrequenz wider. Jetzt kann man ja wirklich gar nichts mehr machen, kein Café, nichts mehr. Das heißt, die Stadt ist leer.“ Trotzdem bleibt Sandra Baeck optimistisch und plant die neue Saison – nach Corona. „Wir stöbern gerade durch die Kataloge und suchen nach Produkten, die gut in unser Sortiment passen. Und dann freuen wir uns schon jetzt, wenn wir endlich wieder die Tür aufmachen dürfen und der normale Trubel losgehen kann!“
Das Portrait ist Teil des Branchenschwerpunkts „Spielwaren„. Hier gibt es die weiteren Berichte über Spielwaren Lausberg, Kinderparadies und Kinderkram & Kinkerlitz.
