Angefangen hat alles mit der Vertretung im Babygeschäft ihrer Freundin: Nina Redeker hat zunächst den Online-Shop nur in Urlaubszeiten übernommen, dann irgendwann komplett. „Meine Freundin und ihr Mann haben sich getrennt und das Geschäft war quasi das ‚Scheidungskind‘. Einer allein konnte den Aufwand nicht stemmen und zusammenarbeiten wollten sie nicht mehr. Also bin ich eingesprungen.“ Nach einiger Zeit wurde dann ein Ladenlokal direkt am Stadtwaldplatz frei. „Für meinen Mann und mich ein Zeichen. Bislang haben wir hauptsächlich Autositze für Kinder und Babys verkauft. Jetzt wollten wir ein richtiges Fachgeschäft aufmachen.“ Zunächst lag der Schwerpunkt im Kinderparadies weiterhin auf dem Thema „Baby“ – naheliegend für die gelernte Hebamme. „Ich wusste was die Frauen vor und nach der Geburt auf dem Zettel stehen haben, von Stilleinlagen über Milchpumpen bis zu Stillkissen.“ Dann hat im Stadtviertel nebenan ein großer Babyfachmarkt eröffnet und Redeker konnte mit der Menge der Produkte im Geschäft und auch den Preisen nicht mithalten. „Die hatten alle Sitze in jeder Farbe vorrätig; wir mussten auch mal 2-3 Wochen darauf warten bis unsere Bestellung geliefert wurde.“ Trotzdem wollte sie nicht aufgeben und hat das Sortiment verändert: „Jetzt bieten wir Spielwaren für Kinder bis ins Grundschulalter an. Wir haben zwar nach wie vor viele Baby- und Kleinkindartikel, setzen da aber auf das Besondere, z. B. individuell bestickte Kissen als Geburtsgeschenk oder die erste Puppe mit einem Halstuch mit Namen darauf.“
»Wir setzen auf das Besondere, z. B. bestickte Kissen als Geburtsgeschenk«
Nina Redeker
Inhaberin vom
Kinderparadies
Das Kinderparadies gehört zu Stadtwald
Ein besonderer Service sind die Geburtstagskörbchen. Eltern mit oder ohne Kinder suchen Spielzeuge aus, legen sie in einen Korb und schreiben in die Geburtstagseinladung wo der Korb steht. Freunde und Verwandte können dann im Kinderparadies in den Korb schauen und entscheiden, was davon sie dem Geburtstagskind schenken möchten. „Wenn die Kinder selbst aussuchen dürfen, ist das ein echtes Highlight. Oft sind sie am Anfang ganz schüchtern und fegen am Ende durch den Laden“, lacht Nina Redeker. Überhaupt sollen die Kinder sich im Laden wohlfühlen. „Die Kinder sollen in Ruhe gucken und dürfen dabei auch ihr Brötchen mümmeln, dann sauge ich eben ein paar Krümel mehr weg.“ Jedes Stück im Kinderparadies ist selbst ausgesucht. Unterstützt wird die Chefin von ihrer Schwiegermutter Karin Schmitz, die mit Herz und Seele im Laden hilft und verkauft. Jeder Kunde wird persönlich begrüßt, oft sogar direkt mit Namen angesprochen. Häufig weiß sie schon, für welches Alter die Oma oder der Papa etwas suchen und berät bei der Auswahl.
„Meine Schwiegermutter ist die gute Seele des Geschäfts“
Nachfolgerin oder Nachfolger für das Kinderparadies gesucht
„Meine Schwiegermutter ist die gute Seele des Geschäfts“, bestätigt die Inhaberin. Ihr fällt es auch besonders schwer, dass Redeker einen Nachfolger sucht. „Mir hat die Zeit hier sehr gut gefallen, besonders der Kontakt zu den Kundinnen und Kunden und insbesondere natürlich zu den Kindern. Jetzt würde ich aber gerne wieder mehr in meinem alten Beruf als Hebamme arbeiten und die Verkaufszeiten im Einzelhandel passen nicht zu Schichtdienst mit zwei Kindern und Hund.“ Eilig hat sie es nicht und an jeden verkaufen würde sie auch nicht. „Ich betreue jetzt schon einige Mütter nach der Geburt und werde das erst wieder ausbauen, wenn wir das Kinderparadies in gute Hände gegeben haben und vielleicht sogar jemanden finden, der meine Schwiegermutter stundenweise beschäftigen würde.“ Ihr ist es wichtig, dass die Stadtwälder im Laden auch weiterhin die Ware kaufen können, die sie und ihre Familie seit zehn Jahren selbst aussuchen. „Es macht uns Freude, es ist so ein bisschen menschlich, dieses Miteinander. Wir haben viele Stammkunden und die bringen schon einmal Pralinchen mit oder die Kinder kommen an Weihnachten mit selbst gebackenen Plätzchen zu uns.“
Corona verändert auch das Sortiment
Der Unternehmensalltag in der Pandemie hat sich für Nina Redeker verändert: Verkauft wird jetzt an der Haustür und nur auf Bestellung, telefonisch und über Whatsapp. „Mich rufen die Leute jetzt zuhause an und im Moment durch die Weiterschaltung auch mal später. Aber die kennen mich und ich kenne sie, da macht mir das nichts. Bei WhatsApp gibt es eh keine Uhrzeiten, da kommen auch mal nachts Bestellungen rein“, erzählt Karin Schmitz. „Ist ja auch klar, berufstätige Mütter haben vorher vielleicht keine Zeit gehabt und ich habe ja die Wahl, ob ich die Nachricht lese oder nicht.“ Beide sind den Stadtwäldern und ihren Stammkunden, die zum Teil auch von weit herkommen, für ihre Treue sehr dankbar. „Wir freuen uns wirklich über jeden, der hier einkauft und wenn es nur ein Schlittenseil ist.“ Auch die Verkaufsschlager haben sich in der Corona-Zeit verändert: „Ich habe mich gewundert, Weihnachten war vorbei und dann haben wir hier jede Woche ganz viele Roller verkauft. Das fand ich erstaunlich, gerade im Winter. Aber im Moment kann man den Kindern nichts bieten und da wird wieder mehr auf der Straße gespielt“, erzählt die über 70jährige. „Wir bieten Roller für jedes Alter an, für die Kleinen ab einem Jahr noch mit einem zusätzlichen Sattel, dann die Flitzer für die Kinder und sogar auch für Erwachsene. Viele fahren mittlerweile als Familie Roller und genießen es, draußen zu sein“, ergänzt Nina Redeker.
„Wir sind der Treue unserer Kundinnen und Kunden ganz gerührt“
Überhaupt können beide der Pandemie auch etwas Positives abgewinnen: „Wir sind ganz gerührt, dass unsere Telefonberatung so gut angenommen wird. Es ist ja nicht selbstverständlich, dass unsere Stammkundschaft uns treu bleibt und nicht online kauft.“ Für Nina Redeker macht dieser Zusammenhalt auch das Stadtviertel aus. Viele kaufen ihre Bücher hier im lokalen Buchladen und ihre Kinderschuhe gegenüber im Fachgeschäft für Kinderbekleidung. „Corona hat dieses lokale Einkaufen wieder populärer gemacht. Wir nehmen unsere Verantwortung sehr ernst und verkaufen mit Maske und viel Abstand und desinfizieren das EC-Gerät nach jedem Kunden.“
Das Portrait ist Teil des Branchenschwerpunkts „Spielwaren“. Hier gibt es die weiteren Berichte über Frechdachs, Spielwaren Lausberg und Kinderkram & Kinkerlitz.