In den Räumen der ehemaligen Boutique „Uniqat“ in Essen Rüttenscheid werden keine Fashion-Träume mehr verkauft, sondern Gedankengut. Die Agentur meta maniacs, gegründet 2019, sitzt hier seit Sommer 2020 und produziert Strategien für Marken. An Uniqat erinnert u. a. noch die außergewöhnliche Garderobe – Kleiderbügel an Ketten von der Decke – die sich aber wunderbar einfügt in die modern und geschmackvoll gestalteten Räume. Ein bisschen retro, ein bisschen hipster, ein bisschen cool und chic, eigentlich so, wie man sich eine moderne Agentur vorstellt.
Und doch ist hier nichts von der Stange oder Mainstream. Kennengelernt haben sich Laura Teigelack und Sebastian Schulz, die Gründer- und Geschäftsführer:innen, im Job, in einer Marketing-Agentur in Essen. Nach fünf gemeinsamen Jahren war für beide unabhängig voneinander der Zeitpunkt gekommen, den nächsten Schritt zu gehen. Da war es eine glückliche Fügung, dass man sich gut kannte, gut miteinander arbeiten konnte und vor allem: wusste, was der andere kann.
»Das ist ja auch immer eine persönliche Frage: Braucht man Räume, um zu arbeiten? Ja, wir brauchten die!«
Marketing mal etwas anders
Beide hatten die Vision, etwas Neues, ein Experiment wagen zu wollen. Die klassische Marketing-Agentur bietet Full-Service, also alles aus einem Haus, von der Beratung, über die Idee hin zum Konzept und den Endprodukten wie z.B. Website oder Werbung. Ihr Plan: Marketing nicht mehr altbekannt, sondern neu gedacht. In Form eines Kollektivs – die Spezialisten ihres jeweiligen Fachs (Grafik, Website, Strategie etc.) finden sich für jeden Kunden neu zusammen, eben ganz nach Bedarf des Auftrags. Ein bisschen wie ein Marketing-Hofladen – alles in bestmöglicher Qualität. Und da sie sich selbst als Strategie-Spezialisten sehen und die Strategie der Anfangspunkt in der Markenbildung und auch jeder Marketing-Kampagne ist, wurde der Name meta maniacs geboren. Als Strateg:innen sind sie die Metaebene in der Kausalkette der Kampagne.
Zum Start beantragte das junge Start-Up einen Gründerzuschuss und hatte in diesem Zusammenhang auch zum ersten Mal Kontakt zur IHK. Zuerst die Start-Up-Beratung im „Come-In“ in Altenessen und später die Bescheinigung der Wirtschaftlichkeit der Geschäftsidee für den Zuschuss. Über Kontakte, man kennt sich ja in der Start-up-Szene, fanden sie ihr erstes berufliches Zuhause: In den Räumen der Crealize GmbH konnten sie sich einmieten samt bestehender Infrastruktur und, was vielleicht noch viel wichtiger war, Kontakt zu Gleichgesinnten und zu ersten potenziellen Kunden.
Nach ca. einem Jahr wollten und mussten sie wachsen – räumlich und personell. „Das ist ja auch immer eine persönliche Frage: Braucht man Räume, um zu arbeiten? Ja, wir brauchten die!“, so Laura Teigelack. Und nicht nur, um so zu arbeiten, wie man sich das wünscht, sondern auch, um Räume für Workshops etc. zu haben, um Host sein zu können. Dazu kam Hannah, zu Beginn als Werksstudentin, mittlerweile feste Maniac. Von jetzt an zu dritt. Da war es ein erneuter Glücksfall, dass das Uniqat-Ladenlokal frei wurde. Und dann kam Corona. Persönlich waren sie natürlich, wie wir alle, Verlierer dieser Zeit: Arbeiten, nur noch remote, Kinderbetreuung, Kontaktsperre, aber beruflich hat ihnen Corona nicht geschadet. „Die meisten unserer Kunden sind sehr digital aufgestellt, oder haben gar ein digitales Produkt. Gemeinsam konnten wir Wege finden, auf die Situation zu reagieren. Da kam uns auch die Flexibilität des Kollektivs zugute“, erzählt Sebastian Schulz.
Kreative Ideen brauchen kreative Köpfe
Und wie haben sie es geschafft, dieses Netzwerk an Spezialisten aufzubauen? Denn so eine Zusammenarbeit muss passen, man muss ähnliche Vorstellungen von Marke und Kommunikation haben, um dann mit voller Inbrunst sein Bestes zu geben. Der Anfang waren alte Kontakte, die durch sehr gute Zusammenarbeit in der Vergangenheit bestanden, die aber deutschlandweit verteilt waren. Da sie aber vor allem aus und für die Region aktiv sein wollten, eben vorrangig für Start-Ups, und das hier in der Umgebung, haben sie sich lokal umgeschaut und gezielt Leute angesprochen. „Daraus resultierten dann erste Projekte, um sich kennenzulernen, um auszuloten, wie passt das zusammen“, so der Geschäftsführer.
»Die meisten unserer Kunden sind sehr digital aufgestellt, oder haben gar ein digitales Produkt. Gemeinsam konnten wir Wege finden, auf die Situation zu reagieren. Da kam uns auch die Flexibilität des Kollektivs zugute.«
So entstand nach und nach das Netzwerk an geballter Kompetenz und wird auch stetig weiter ausgebaut, damit auch jederzeit ein möglicher Spezialist zur Hand ist. Dabei wollen die meta maniacs nicht die Sonne des Ganzen sein und sind es auch nicht – die Partner arbeiten auch untereinander zusammen, ohne, dass die Maniacs involviert sind. Und das ist unbedingt so gewollt – die Idee soll geteilt und weitergetragen werden. So wie die Idee des Kollektivs wachsen soll, sind auch die Maniacs weitergewachsen: Mittlerweile ist Ben dazugekommen und mit Theresa eine neue Werksstudentin. Aus zwei mach fünf, in dreieinhalb Jahren, das zeugt von Engagement, Mut und Können. Sicherlich sind die Räumlichkeiten in der Dorotheenstraße begrenzt, die Luft nach oben für die Maniacs aber sicher nicht.