,,Wir suchen keine Probleme – wir finden Lösungen“
Interview von Alisa Geimer und Yvonne Schumann mit Manuela Krey, 2. Vorsitzende der Werbegemeinschaft Osterfeld (WEGO) und Inhaberin von Krey Friseure, und Daniel Lübbe, 1. Vorsitzender der Werbegemeinschaft Osterfeld und Geschäftsführer der CARDOC-Autoklinik GmbH.
Insgesamt hat die Werbegemeinschaft 56 Mitglieder. Neben Daniel Lübbe und Manuela Krey gibt es vier weitere Vorstandsmitglieder bei der WEGO: Heiner Emschermann (Caritas Oberhausen), Jörg Platzek (Stadtsparkasse Oberhausen), Julian Surmann (SURMANN Fleischerei) und Karin Wöllmann (Optik Giepen Osterfeld GmbH).
Was ist das Besondere an Osterfeld?
Manuela Krey: „Wir lieben unseren Stadtteil von ganzem Herzen. Ich war zwölf, als ich festgestellt habe, dass es auch noch andere Stadtteile als Osterfeld gibt. Alles andere außerhalb von Osterfeld ist für mich schon Ausland.“
Daniel Lübbe: „Wir haben hier in Osterfeld einen großartigen Zusammenhalt, wodurch wir auch ganz viel schaffen. Unsere Arbeit hier ist ruhrgebietstypisch: wir sind nett und offen, haben kurze Wege und man kann sich auch ehrliche Worte sagen, ohne danach nicht mehr miteinander zu reden. Hier greift man schnell zum Hörer, wenn man Unterstützung benötigt, anstatt stundenlang eine E-Mail zu schreiben. Uns ist der persönliche Austausch sehr wichtig. Osterfeld ist kein typischer Einkaufsstandort,
sondern ein Nahversorgungsziel mit Fachbetrieben, Handwerk und Dienstleistungen: von der Fleischerei Surmann oder Optik Giepen bis hin aber auch zu unserer CARDOC-Autoklinik GmbH, die sowohl Handwerk als auch Dienstleistungen anbieten. Wir haben in Osterfeld einen sehr geringen Leerstand, was uns natürlich freut.“
Manuela Krey: „Wir sind ein aktiver Stadtteil. Daniel Lübbe und ich engagieren uns viel ehrenamtlich. Wir sind beide Senatoren der Großen Osterfelder Karnevalsgesellschaft (GOK). Daniel Lübbe ist im Vorstand der IGOOO – Interessengemeinschaft Oberhausen Osterfelder Oltimerfreunde e.V. und ich bin zusätzlich im Beirat des Osterfelder Bürgerring e.V. Außerdem leiten wir natürlich unsere Betriebe.“
Welche Veranstaltungen finden in Osterfeld statt?
Daniel Lübbe: „Die WEGO ist sehr aktiv. Hauptverantwortlich werden von uns drei Veranstaltungen organisiert: In diesem Jahr findet das 37. Stadtfest statt – die größte Veranstaltung, die von uns auf die Beine gestellt wird. Viele Vereine und Verbände bringen sich beim Stadtteilfest mit Ständen oder auf der Bühne ein. Darüber hinaus gibt es den Adventsmarkt, der einen besonderen Charakter hat, da dort nur caritativ wirkende Vereine oder Institutionen teilnehmen dürfen, die die Einnahmen für ihre eigenen Zwecke nutzen. Eine weitere Veranstaltung ist das Oldtimer-Treffen, was im Mai jeden Jahres stattfindet.“
Manuela Krey: „Osterfeld ist über die Stadtgrenzen hinaus für den Kinderkarnevalszug bekannt, der Karnevalssamstag stattfindet. Von der Länge und von der Aufstellung her ist der Karnevalszug in Osterfeld der längste Kinderkarnevalszug – sogar länger als der in der Stadtmitte“.
Daniel Lübbe: „Eine weitere Aktivität ist das Osterfelder Frühstück – organisiert von WEGO, OWT GmbH und dem Osterfelder Bürgerring. Das Frühstück findet einmal monatlich bei wechselnden Unternehmen statt. Das ist ein netter Austausch mit allen Verantwortlichen aus Osterfeld. Teilnehmer sind Politiker, Vertreter der Schulen und Kindergärten, Verwaltung, IHK und natürlich Unternehmen hier aus Osterfeld. Hier wird angepackt: Wir haben beispielsweise organisiert, die Brückenunterführung auf der Bergstraße neu zu gestalten, indem die Wände gestrichen und die Lampen ausgetauscht wurden, damit die Unterführung kein Angstraum mehr ist. Der Maler hat die Farbe gespendet, die GEWO hat die Handwerker zur Verfügung gestellt, die EVO hat sich um die Beleuchtung gekümmert und viele Unternehmen haben sich um die Sauberkeit gekümmert. Ein Dauerläufer, der aus dem Frühstück heraus entstanden ist, ist der Saubermann, den es seit 2009 gibt. Die Unternehmen haben sich mehr Sauberkeit gewünscht und wir finanzieren mit der WEGO eigenständig eine 520-Euro-Kraft, die etwa zehn Stunden wöchentlich Sonderreinigung im Stadtteil durchführt. Unsere Mitglieder erhalten eine freiwillige Rechnung für den Saubermann und viele Firmen übernehmen teilweise für mehrere Monate die Rechnung, weil in der Arbeit ein Sinn gesehen wird.“
Manuela Krey: „Dadurch ist das Osterfelder Frühstück auch so erfolgreich. Jeder kann daran teilnehmen und man hat direkt alle Ansprechpartner vor Ort zusammen und kann seine Ideen vorstellen oder Hilfe anfragen. Das geht viel schneller, als sich an die Stadt zu wenden oder einen Brief zu schreiben. Man kann sich austauschen, Kontakte knüpfen und Probleme schildern – in der Hoffnung, dass die anderen Teilnehmer gemeinsam eine Lösung finden.“
Daniel Lübbe: „Vor ein paar Jahren wollte die Gesamtschule eine Aktion mit Holz machen und da haben Holz Osmann die Latten und die Kirche Paletten organisiert und der Baustoffmann die Schrauben günstiger zur Verfügung gestellt. Solche Aktionen entstehen bei dem Frühstück. Wir suchen keine Probleme, sondern finden Lösungen. Mit vielen Händen sind Aktionen leichter erledigt – das wird hier sehr gelebt.“
Welche Aktionen finden zur Weihnachtszeit statt?
Daniel Lübbe: „Wir haben Weihnachtsbeleuchtung in der Gildenstraße. Das sind 16 verschiedene LED-Motive, die wir eigenständig aufhängen und dafür sind wir verantwortlich. Meine Mitarbeiter bringen die Weihnachtsbeleuchtung an und der Strom wird von drei ansässigen Firmen übernommen. Zusätzlich haben wir eine Winterbeleuchtung. Über den Verfügungsfonds im Stadtteil haben wir Lichterketten für die Bäume gefördert bekommen. Seit ein paar Jahren haben wir eine Tannenbaum-Aktion. Dabei kaufen wir 50 Fichten und stellen diese in der Stadt auf und laden die Menschen dazu ein, eine Patenschaft für den Baum zu übernehmen. In der Woche vor dem 1. Advent werden die Bäume von Kindergärten, Karnevalsverein, Schulen, Privaten und Unternehmen geschmückt. Im Rahmen des Adventsmarkts findet eine Prämierung statt. Für die zehn schönsten Bäume gibt es dann Preise. So wird die Gildenstraße in der Weihnachtszeit richtig schön gestaltet.“
Manuela Krey: „Mein Lieblingsprojekt ist die Wunschbaum-Aktion. Dieses Jahr ist 20-jähriges-Jubiläum. Da kann man klassisch Wünsche vom Baum mitnehmen, den Wunsch erfüllen und das Geschenk für den guten Zweck zurückbringen. Angefangen hat alles beim mir im Frisörsalon, aber es kamen so viele Wünsche, dass ich bei mir keinen Platz mehr hatte, um die ganzen Geschenke unterzubringen. Jetzt machen daher viele Betriebe bei der Aktion mit. Im letzten Winter haben wir mit zwölf Bäumen 686 Wünsche erfüllen können. In diesem Jahr stocken wir die Wunschanzahl auf, weil immer wieder Leute zu mir kamen und enttäuscht waren, dass keine Wünsche mehr erfüllt werden können.“
Gibt es weitere Aktivitäten der WEGO?
Daniel Lübbe: „Wir drucken jedes Jahr einen Jahresplaner für die Kunden, wo alle Termine und Programme mit einem Kalender abgedruckt werden, damit man eine Übersicht hat. An Ostern gibt es für jeden Mitgliedsbetrieb Schoko-Osterhasen. Da lassen wir 3.000 Stück bedrucken und verteilen diese an die Kunden. Außerdem machen wir viel Öffentlichkeitsarbeit, unter anderem auch bei Facebook. Wir machen Werbung in Vereinszeitschriften, in der die Mitgliedsbetriebe aufgezählt werden. Dann haben wir Cityguide.TV – also 360-Grad-Rundgänge – vor einigen Jahren eingeführt. Außerdem haben wir ein digitales Informationssystem. Das sind 20 digitale Bilderrahmen, die online gekoppelt sind und wenn eine neue Folie eingefügt wird, ist diese automatisch bei den anderen Mitgliedsbetrieben auf dem Bildschirm. Das Projekt haben wir vom Verfügungsfonds gefördert bekommen und es ersetzt in vielen Dingen das klassische Plakat. Der beste Standort ist bei der Sparkasse in der Warteschlange. Über die Bilderrahmen machen wir nicht nur für unsere Veranstaltungen Werbung, sondern stellen auch Aktionen der Bibliothek oder anderen Akteuren vor. Außerdem sind wir Eigentümer der Lechner-Figuren. In Osterfeld gibt es die Bergmanns-Kapelle und die Alltagsmenschen, die aus Beton sind und im Stadtteil verteilt stehen. Außerdem haben wir Blumen-Ampeln, bei der Körbe mit Blumen an Laternen hängen. Wir bieten den Firmen die Möglichkeit, die Blumen-Körbe zu sponsern, sodass unsere Kosten gedeckt werden.“
Manuela Krey: „Wir haben auch einen engen Austausch mit der Stadtverwaltung und den anderen Werbegemeinschaften und haben uns aktiv im vergangenen Jahr in das Zentrenmanagement für Oberhausen eingebracht.“
Manuela Krey ist Inhaberin eines Frisörbetriebs am Osterfelder Bahnhof und hat vier MitarbeiterInnen. Seit 1997 ist sie selbständig und seit elf Jahren ist sie mit ihrem Betrieb in Osterfeld ansässig.
Daniel Lübbe ist Geschäftsführer der CARDOC-Autoklinik GmbH. Die Firma ist ein klassischer Handwerksbetrieb, freie KfZ-Werkstatt, verkauft Fahrzeuge und hat 34 Mitarbeiter. Seit 2007 ist er im Unternehmen und seit 2010 Geschäftsführer.