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Ratko Delorko – Pianist und Komponist

Ratko Delorko tut, was er liebt. Als Pianist und Komponist hat sich der Essener einen Namen in der Szene erspielt, auch weil er sich – entgegen der vermeintlichen Natur seines Fachs – früh als musikalischer Unternehmer verstand.

Der Klang der Selbstständigkeit

Pianist und Producer, Dozent und Buchautor: Ratko Delorko beherrscht das Spiel auf vielen Klaviaturen. „Das Wort ‚komponieren‘“, verrät er im Gespräch, „leitet sich aus dem Lateinischen ab und bedeutet ‚zusammensetzen‘.“ So gesehen ist Ratko Delorko ein doppelter Kompositeur. Einerseits erschafft er musikalische Werke, andererseits hat er in vielen Jahren der Selbstständigkeit ein Businessmodell entwickelt, das auf mehreren Säulen fußt.

Auf sein vielseitiges Portfolio angesprochen, führt Delorko eine bewährte Anlegerformel ins Feld: „Nie alle Eier in ein Körbchen legen. Dieses Credo hat mich mehrfach vor Schaden bewahrt.“ Darauf muss man als angehender Musiker, der von einer festen Anstellung in einem Orchester träumt, erst mal kommen. Zwar genoss Delorko eine fundierte musikalische Ausbildung. „Jedoch war mein Studium an der Musikhochschule damals überhaupt nicht berufsorientiert. Ich konnte zwar Klavier spielen, besaß aber keine Ahnung, wie ich mich auf dem Markt zurechtfinden sollte“, befindet er rückblickend. Auch sein Vater, seinerzeit immerhin ein gefragter Tenor, sei ihm in dieser Beziehung keine große Hilfe gewesen: „Junge, Du musst warten, bis jemand kommt“, habe dieser ihm geraten.

„Nie alle Eier in ein Körbchen legen“

Begnadete Musiker, so die Logik hinter diesem Ratschlag, würden über kurz oder lang entdeckt. Nur erschien es Ratko Delorko wenig logisch, auf andere zu warten, um von seinem Beruf leben zu dürfen. Und auch wenn ihn seine spätere Karriere tatsächlich in die renommiertesten Säle Europas und in Übersee führte, wollte er nie alles auf eine Karte setzen. Bereits in den 1970er-Jahren, als junger Nachwuchspianist, habe er mit dem Produzieren begonnen, einige Jahre später, als Vinyl noch das vorherrschende Medium war, CDs in Eigenregie aufgenommen. Ohne große Plattenfirma im Rücken. „Das war damals absolut ungewöhnlich in der Szene.“ 

Ungewöhnliche Wege beschritt der Schöpfergeist Delorko seitdem immer wieder. Etwa als er sich dazu entschied, Unterrichtsinhalte ins Internet zu stellen, um Menschen überall auf der Welt die Feinheiten des Klavierspiels zu vermitteln. Was heute, in Zeiten von Home-Office und Web-Coachings, völlig naheliegend klingt, war 2008 ein Format mit echtem Neuigkeitswert.

Feiner Frack? Lieber lässige Lederkluft!

Seine Long Distance Teaching Lessons produziert Ratko Delorko in seinem Atelier in Kettwig. In den Essener Süden verschlug es ihn der Liebe wegen, seine Frau Anne stammt von dort. „Kettwig, das ist für mich Wohlfühlen und gutes Arbeiten. Ich bin in fünf Minuten im Wald, in fünf Minuten an der Ruhr und doch sofort auf der Straße“, schwärmt der passionierte Biker, der auch am Klavier lieber lässige Lederkluft statt feinem Frack trägt. Ein weiterer Vorzug des Standorts sei die Nähe zum Düsseldorfer Flughafen.

Steter Wandel in der Kulturszene

Für 2024 stehen unter anderem Reisen nach Macau, Vietnam, China und in die USA auf dem Programm. Dort ist Delorko besonders als Dozent, Redner, Juror, Performer oder Pianist gefragt. Das klassische Konzerterlebnis, der Live-Auftritt vor großem Publikum, werde indes seltener nachgefragt, während das traditionelle Salonformat eine Renaissance erlebt. Eine Folge der unsteten jüngeren Vergangenheit, wie der erfahrene Pianist erklärt: „Ob 11. September, Corona oder der Krieg in der Ukraine – globale Krisen wirken sich immer unmittelbar auf die Kulturszene aus“. Erwartungshaltungen hätten sich verschoben: „Veranstalter benötigen mehr denn je die Sicherheit des Vorverkaufs, Besucher möchten eher spontan entscheiden, ob sie zu einem Konzert gehen.“

Gut, dass Ratko Delorko eben nicht alles auf die „Konzertkarte“ gesetzt hat. So ist er vor den Einschlägen, die (nicht nur) die Eventbranche erschüttern, zwar nicht gefeit. Jedoch kann er ihnen mit einer gewissen Robustheit begegnen. Gerade erst hat sich ein Filmstudio gemeldet, um eine seiner Kompositionen für eine US-Serie zu lizenzieren. Derzeit arbeitet er an einem Klavier-Zyklus, der sich speziell an Menschen mit Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom richtet. Und dann wartet noch ein seltenes Heimspiel in Kettwig, welches Konzert und Fotoausstellung verbindet. Die gezeigten Motive stammen natürlich von: Ratko Delorko. „Ein Testballon“, wie der Tausendsassa ankündigt, denn: „Ich bin mit meiner Diversifikation noch nicht fertig.“

Patrick Torma

Verfasst von:
Patrick Torma

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